Forschung, Praxis, Wissenstransfer

Gesunde Reben im Ökoweinbau

Gemeinsam gegen den Falschen Mehltau

vitifit-kachel-projekt

Komposttee und regenerative Methoden im Weinbau

VITIFIT Netzwerktreffen 20.10.2024

Gehe zu Artikel

Zulassung von Kaliumphosphonat – Neuer Anlauf

Antrag von DWV und BÖLW

Gehe zu Artikel

Forschungsnetzwerk KliWiReSSE

Forschung im Themenkontext

Hierbei wird bei der fast ausgestorbenen Europäischen Wildrebe nach Genen gesucht, die besser mit Hitze-, UV- und Trockenstress zurechtzukommen, um diese in Kulturreben einzukreuzen.

Gehe zu Artikel

WBI-Team übernimmt mit neuer Mitarbeiterin VITIFIT-Projektmanagement

Dritte Projektphase

Gehe zu Artikel

Neue pilzwiderstandsfähige Rebsorten als Rückgrat des nachhaltigen Weinbaus

Dr. Oliver Trapp neuer Leiter der Rebenzüchtung des JKI

Gehe zu Artikel

Deutsch-Französischer Austausch Ökologischer Weinbau

Projektvorstellung VITIFIT

Gehe zu Artikel

Praxis­forschungs­projekt

Mit VITIFIT – Gesunde Reben (Vitis vinifera) im Ökoweinbau durch Forschung, Innovation und Transfer – startete 2019 das größte Praxisforschungsprojekt im Ökoweinbau.

Erstmals haben sich alle führenden Einrichtungen der deutschen Weinbauforschung mit Öko-Anbauverbänden sowie Praxispartnern aus Wirtschaft und Ökoweinbau zu einem Verbundprojekt zusammengeschlossen.

Diese interdisziplinäre Vernetzung wird durch eine digitale Plattform verstärkt, die den Verbundpartnern und allen fachlich Interessierten zu einem kontinuierlichen Austausch verhelfen soll. Die Teilhabe am Forschungsprozess und an fachlichen Erkenntnissen steht dabei ebenso im Vordergrund, wie die Kommunikation und der Wissenstransfer zwischen den einzelnen Akteuren aus Praxis, Beratung und Forschung.

Projektschwerpunkte

Bereich A

Entwicklung und Optimierung von Pflanzenschutzstrategien gegen den Falschen Mehltau im Ökoweinbau bei klassischen und neuen Rebsorten

Kupferhaltige Pflanzenschutzmittel stellen im ökologischen Weinbau leider immer noch die einzige wirksame und zugelassene Möglichkeit zur Bekämpfung der Rebenperonospora dar. Doch mit Blick auf Boden- und Gewässerschutz sieht der Ökoweinbau eine Reduzierung bis hin zum vollständigen Verzicht auf kupferhaltige Pflanzenschutzmittel vor.

Deshalb beschäftigt sich der Themenbereich A primär mit Forschungsansätzen zu innovativen Pflanzenschutzstrategien zur Kupferminimierung. Dabei sollen verschiedene Pflanzenextrakte und verbesserte Formulierungen bezüglich ihrer Wirkung geprüft werden. Zudem soll durch das Verfahren der Mikroverkapselung, sogenannten CuCaps, die biologische Wirksamkeit von Kupfersalzen optimiert und eine Reduzierung des Eintrages von Kupfersalzen erreicht werden.

Darüber hinaus werden weitere praxistaugliche Verfahren und technische Lösungen an verschiedenen Standorten einzeln und in Kombination entwickelt und optimiert. Dazu gehören weinbauliche Maßnahmen wie gezielte Entblätterung und Einsatz von Bodenabdeckungen, Anwendung neuer Wirkstoffe und UV-C-Strahlung. Diese Maßnahmen werden an klassischen und teilweise auch an neuen, widerstandsfähigen Rebsorten getestet.

Im Hinblick auf eine mögliche Wiederzulassung von Kaliumphosphonat wird die Aufnahme, Verlagerung und Depotbildung von Kaliumphosphonat in der Rebe, wie auch in Most und Wein an klassischen Rebsorten untersucht.

Zudem wird geprüft, ob die Applikation von ökologischen Pflanzenschutzmitteln negative Auswirkungen auf das Ökosystem von Blättern und Blattscheiden der Weinreben hat.

 

Kontakt:
Hochschule Geisenheim University (HGU): N.N.

Involvierte Institutionen:

  • Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG)
  • Dienstleistungszentrum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück (DLR-RNH)
  • Dienstleistungszentrum Rheinpfalz (DLR-RP)
  • F.-A.-Universität Erlangen-Nürnberg: Lehrstuhl für Bioverfahrenstechnik (BVT)
  • Julius Kühn-Institut Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI)
  • Staatliches Weinbauinstitut Freiburg (WBI)
  • Weincampus Neustadt
  • Trifolio-M
  • uv-technik Speziallampen GmbH 
weniger

Bereich B

Züchtung, Wein­stilistik, Markt­akzeptanz und Wirtschaft­lich­keitsuntersu­chungen von neuen Rebsorten

Mit der Entwicklung und Etablierung von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, sogenannten neuen Sorten, beschäftigt sich der Themenbereich B.
In der Züchtung werden deshalb neue Resistenzen gegen den Erreger des Falschen Mehltaus (Plasmopara viticola) in bisher ungenutzten genetischen Ressourcen identifiziert und in aktuelle Zuchtstämme eingekreuzt. Weinbauliche Sorteneigenschaften werden erarbeitet und Klone selektiert, um Rebsorten zu entwickeln bzw. weiterzuentwickeln, die möglichst stabile und langanhaltende Resistenzen gegenüber dem Erreger hervorbringen und eine erweiterte genetische Basis aufweisen.

Gleichzeitig wird bei den bereits vorhandenen neuen Sorten die Weinqualität und Weinstilistik weiter optimiert und an die Konsumentenbedürfnisse angepasst.

Neue Rebsorten haben das Potential, Pflanzenschutzmittel einzusparen. Daraus ergeben sich ökonomische Vorteile für den Winzer und ökologische für die Umwelt. Um diese Zusammenhänge zu quantifizieren, werden die betrieblichen Aspekte und Nachhaltigkeitseffekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette, vom Züchter über die Produktionsbetriebe bis zu den Vertriebskanälen, mit Hilfe von digitalen Zeitaufschreibungen, Befragungen, Marktexperimenten und Fallstudien evaluiert.

Darüber hinaus wird mittels eines sechsstufigen Untersuchungskonzeptes eine zielgruppen- und kanalspezifische Vermarktungs- und Kommunikationsstrategie entwickelt, um diesen Sorten zu mehr Erfolg am Weinmarkt zu verhelfen.

 

Kontakt:
Julius Kühn-Institut Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI): Reinhard.Toepfer@julius-kuehn.de

Involvierte Institutionen:

  • Dienstleistungszentrum Rheinpfalz (DLR-RP)
  • Hochschule Geisenheim University (HGU)
  • Weincampus Neustadt
weniger

Bereich C

Adaption des Prognosemodells „VitiMeteo Rebenperonospora“ an neue Rebsorten und den Ökoweinbau

Der Themenbereich C beschäftigt sich mit der Erweiterung und Anpassung des Prognosemodells „VitiMeteo Rebenperonospora“ an neue, auf Pilzwiderstandsfähigkeit gezüchtete Rebsorten und die besonderen Anforderungen des ökologischen Weinbaus.

Das Modell „VitiMeteo Rebenperonospora“ stellt für die Winzerschaft eine wertvolle Entscheidungshilfe für die Terminierung  einer Pflanzenschutzmaßnahme dar. Durch die Verarbeitung relevanter Witterungsparameter gibt das System Zeiträume an, in denen Infektionen sowie Sporenbildung möglich sind. Zusätzlich wird der Verlauf bzw. die Länge der Inkubationszeit der Rebenperonospora berechnet. In der aktuellen Modellversion ist zusätzlich ein Wachstumsmodell integriert.
Zur Anpassung des Systems an neue Rebsorten müssen verschiedene Parameter über die komplette Saison erfasst und ausgewertet werden. Hierfür müssen zum einen Daten über die Empfindlichkeit der verschiedenen Rebsorten gegen die Rebenperonospora erhoben werden. Zum anderen werden Unterschiede in der phänologischen Entwicklung der Pflanze ermittelt, um das Auftreten der empfindlichen Stadien zuverlässig vorherzusagen. Sind die Resistenzeigenschaften der neuen Rebsorten gegenüber dem Erreger genau identifiziert und charakterisiert, werden die Rebsorten nach den ermittelten Eigenschaften in Cluster eingeteilt.
Anschließend werden die entsprechenden Algorithmen angepasst und in das bestehende Prognosemodell integriert.

Durch das angepasste Prognosemodell soll die Applikation von Pflanzenschutzmitteln soweit reduziert werden, dass die empfindlichen Entwicklungsstadien der neuen Rebsorten sicher geschützt werden und zugrundeliegende Resistenzmechanismen durch die Rebenperonospora nicht negativ beeinflusst werden.

 

Kontakt:
Staatliches Weinbauinstitut Freiburg (WBI): Rene.Fuchs@wbi.bwl.de

Involvierte Institutionen:

  • Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG)
  • Hochschule Geisenheim University (HGU)
  • GEOsens GmbH
weniger

Bereich D

Wissenstransfer, Vernetzung und Kommunikation zwischen Forschung und Praxis

Der Themenbereich D beschäftigt sich mit der Entwicklung von Konzepten zur Optimierung der Vernetzung, der Transparenz und des Informationsflusses zwischen den Akteuren aus Forschung und Praxis, um den Technologie- und Wissenstransfer im ökologischen Pflanzenschutz zu beschleunigen.

Dabei werden neue Kooperationsmodelle und Netzwerkstrukturen zwischen Forschung und Praxis geschaffen, die Zusammenarbeit der verschiedenen Forschungseinrichtungen stärker gefördert und eine Teilhabe der Praxisbetriebe am Forschungsprozess ermöglicht. Zudem werden Transferstellen von Wissen und Information identifiziert und bestehende Netzwerke ausgebaut.

Umgesetzt wurde bereits diese Projekt-Website. Eine interaktive Austauschplattform in Form einer Web-Applikation für alle Akteure des Projektes und alle Interessierten wird entwickelt und bereitgestellt, um einen direkten Austausch innerhalb und zwischen den Akteursgruppen während der Projektlaufzeit zu ermöglichen. Somit ist Allen, Forschern wie Winzern, die Möglichkeit gegeben, gegenseitige Anregungen aufzunehmen und zu prüfen.

Mittels Veranstaltungen (Foren, Seminaren, Workshops, Feldtagen etc.) werden die gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse aus den Themenbereichen, bereits während der Projektlaufzeit, der Weinbaupraxis kommuniziert. Rückmeldungen aus der Praxis werden dann vom Themenbereich D erhoben, strukturiert und aufbereitet und den jeweiligen Forschungseinrichtungen unmittelbar wieder übermittelt. Durch diesen intensiven, zeitnahen Transfer von Wissen wird praxisnahe Forschung gewährleistet.

Zudem werden Multiplikatoren geschult, Arbeitsmaterialien erstellt und ein Konzept für den Aus- und Weiterbildungsbereich entwickelt. Dabei werden die Inhalte und Ergebnisse aus allen Themenbereichen zielgruppenspezifisch aufbereitet und in die Informationskanäle der Praxis, Forschung, Beratung und Wirtschaft überführt.

Darüber hinaus ist die Bildung eines Praxisforschungsnetzwerkes mit Themenschwerpunkt „Pflanzenschutz im Ökoweinbau“ geplant. Außerdem soll am Ende der Projektlaufzeit ein praxistaugliches Handlungskonzept für Winzer zur weiteren Reduzierung des Kupfereinsatzes im ökologischen Weinbau zur Verfügung stehen.

 

Kontakt:
Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz (DLR-RP): Charlotte.Hardt@dlr.rlp.de

Involvierte Institutionen:

weniger

Arbeitspakete

Bereich A

Entwicklung und Optimierung von Pflanzenschutzstrategien gegen den Falschen Mehltau (Plasmopara viticola) im Ökoweinbau bei klassischen und neuen Rebsorten

  • A1: Überprüfung der Wirksamkeit von neuen Pflanzenschutzmitteln und Substanzen
  • A2: Entwicklung von Strategien zur Kupferreduktion bei klassischen Rebsorten – Entlaubung, Bodenabdeckung, Einsatz von neuen Substanzen, Kaliumphosphonat sowie UV C-Strahlung
  • A3: Untersuchungen zur Aufnahme, Verlagerung und Depotbildung von Kaliumphosphonat in der Rebe sowie zu Rückständen in Most und Wein
  • A4: Pflanzenschutzstrategien bei PIWI-Rebsorten
  • A5: Optimierung der Wirksamkeit mikroverkapselter Kupfersalze (CuCaps) zur Kupferminimierung
  • A6: Gewinnung, Stabilisierung, Analytik von Stilbenextrakten aus Rebschnittholz und deren Wirkung gegen den Falschen Mehltau an Topfreben und im Freiland
  • A7: Veränderung der mikrobiellen Diversität der Phyllosphäre in Abhängigkeit von ökologischen Pflanzenschutzmaßnahmen gegenüber dem Falschen Mehltau

Bereich B

Züchtung, Wein­stilistik, Markt­akzeptanz und Wirtschaft­lich­keitsuntersu­chungen von neuen Rebsorten

B1: Züchtung und genetische Ressourcen
B2: Oenologische Weinstilistik
B3: Markteinführung und Verbraucherkommunikation

Bereich C

Adaption des Prognosemodells „VitiMeteo Rebenperonospora“ an neue Rebsorten und den Ökoweinbau

C1: Weiterentwicklung des vorhandenen VitiMeteo-Prognosemodells zur Vorhersage des Falschen Mehltaus mit dem Ziel der Anpassung an pilzwiderstandsfähige Rebsorten

Bereich D

Wissenstransfer, Vernetzung und Kommunikation zwischen Forschung und Praxis

D1: Darstellung des Verbundprojekts VITIFIT
D2: Weiterentwicklung von Praxisforschungsnetzwerken und Netzwerkaktivitäten
D3: Entwicklung eines Nachhaltigkeitskonzepts
D4: Erstellung und Pflege einer Web-Applikation zum Projekt VITIFIT
D5: Optimierung & Installierung der Forschungsmethode „Partizipative Forschung“
D6: Entwicklung einer „Bildungsinitiative“ zu VITIFIT
D7: Monitoring
D8: Entwicklung eines Schulungskonzepts zur Weiterbildung von Multiplikatoren
D9: Aufbereitung und Überführung der Ergebnisse in alle Kommunikationskanäle der Weinbaubranche

Projektziele

Ziel des Projektes VITIFIT ist es, kupferhaltige Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung des Falschen Mehltaus (Rebenperonospora) im Ökoweinbau zu reduzieren und langfristig zu ersetzen.

Dazu werden innovative Pflanzenschutzstrategien an unterschiedlichen Standorten entwickelt, wobei neue Wirkstoffe, verbesserte Formulierungen, physikalische Technologien und weinbauliche Maßnahmen in verschiedenen Kombinationen getestet werden.

Darüber hinaus sollen züchterische Aktivitäten und Sortenstrategien weiter vorangetrieben werden, um möglichst stabile Resistenzen bei pilzwiderstandsfähigen Rebsorten dauerhaft zu erhalten. Zudem sollen zu bereits vorhandenen neuen Sorten önologische Handlungsempfehlungen erstellt, die Marktakzeptanz gefördert, betriebswirtschaftliche Kennzahlen und Nachhaltigkeitseffekte bestimmt werden. Gleichzeitig wird das Prognosemodell „VitiMeteo Rebenperonospora“ an neue Rebsorten und den ökologischen Weinbau angepasst.

Mit Hilfe verbesserter Netzwerkstrukturen und forciertem Informationsfluss kann zudem der Wissens- und Technologietransfer optimiert und die Austauschmöglichkeiten zwischen Forschung und Praxis beschleunigt werden. Alle diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, den Pflanzenschutz ressourcenschonender zu gestalten, die Existenz von Ökoweinbaubetrieben nachhaltig zu sichern und die Umstellung auf ökologische Produktionsweise zu fördern.

Projektförderung

Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL). Projektstart war im Juni 2019, die aktuell dritte Projektphase läuft bis Ende 2025.

Kontakt

Projektkoordination

Staatliches Weinbauinstitut Freiburg (WBI)
Dr. René Fuchs
Rene.Fuchs@wbi.bwl.de

Dr. Stefan Schumacher (Stellvertretung)
Stefan.Schumacher@wbi.bwl.de

Dr. Katharina Zug (Projektmanagerin)
Katharina.Zug@wbi-bwl.de

Redaktion und Wissenstransfer VITIFIT

DLR Rheinpfalz
Karin Franzen
Karin.Franzen@dlr.rlp.de

Projektpartner